Race Around Austria 2019 – Abenteuer // Teamgeist // Navigation // Radfahren

Das Race Around Austria ist nicht irgendein Rennen, das man einfach so einmal machen kann. Nein, es handelt sich um das Pendant zum legendären Race Across America, nur dass es in diesem Fall rund um Österreich herum geht. Man durchfährt acht der neun Bundesländer an den grenznahesten Straßen und passiert dabei 30000 Höhenmeter auf einer Distanz von 2200 Kilometern.Karte

Die Vorbereitungen für diese Veranstaltung müssen schon sehr früh beginnen um wirklich auf alle Eventualitäten noch reagieren zu können und nichts zu vergessen. So begann diese im vergangenen Jahr als Josef beschloss ein Team auf die Beine zu stellen. Er trat seinen privat PKW ab und organisierte sich ein Campingmobil. Er trommelte ein Team bestehend aus vier Fahrern und mehreren Betreuern zusammen, schließlich gibt es auch abseits des Radfahrens viele kleine Handgriffe die gekonnt erledigt werden müssen. Doch niemand, der zu diesem Zeitpunkt Beteiligten und noch Unbeteiligten, ahnte was noch alles geschehen wird.

Ende Jänner, ich war gerade dabei eines meiner Radtrainings auf der Rolle zu absolvieren, läutete mein Handy. Ich bekam via Facebook eine Nachricht von Josef in der er mich fragte ob ich nicht Lust und Zeit hätte ein Teil seines Rad-Viererteams zu werden, da er einen verletzungsbedingten Ausfall hatte. Ich glaube Josef merkte sofort, dass er bei mir hier einen Nerv getroffen hatte. Nach kurzer Rücksprache mit meinem Trainer sagte ich ihm zu. Ein weiterer verletzungsbedingter Ausfall zwang Josef den Ersatzfahrer Kilian via Fahrerbörse ins Boot des TSV Grizzley Trialize zu holen.

Zwei Wochen vor dem Rennen dann die nächste Hiobsbotschaft: Martin der vorletzte Radfahrer aus dem Ursprungsteam hatte sich bei einem Trainingsradunfall so schwer verletzt, dass an einen Start nicht zu denken war. Gleichbedeutend mit seinem Ausfall wurde auch das Betreuerteam um zwei Personen reduziert, das heißt an beiden Stellen musste dringend und schnellstens Ersatz gesucht und gefunden werden.  Nach einigen Tagen des Suchens konnten wir Michael als unseren vierten Radfahrer und Didi als weiteren Betreuer im Team willkommen heißen.

Exakt eine Woche vorm Rennen passierte dann das nächste Unglück: Unser bisheriges Pace Car fiel mit einem Motorschaden aus. Fieberhaft wurde von allen Teammitgliedern nach Lösungen gesucht. Schließlich entschieden wir, dass mein VW Touran die bestmögliche Option darstellen würde.IMG-20190814-WA0015

Nach all dem Vorgeplänkel nun aber wirklich zum Rennen bzw. den Vorbereitungen unmittelbar vorm Rennen. Ich reiste am Dienstag nach der Arbeit nach St. Georgen am Attergau mit Didi und Manfred an. Die Rennleitung wurde sofort auf uns aufmerksam, da wir auf den letzten Drücker mit dem Pace Car zur technischen Abnahme kamen, und zu diesem Zeitpunkt noch kein einziges RAA Pickerl am Auto aufgeklebt war. Nach der positiven Abwicklung der Abnahme gingen wir geschlossen, aber nicht in einheitlicher Kleidung – wodurch wir uns sofort von allen anderen 4rer Teams unterschieden, zum Race Briefing. IMG-20190815-WA0013Nach einem kurzen gemeinsamen Abendessen ging es für alle ins Bett um noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. IMG-20190814-WA0010

Am Mittwochvormittag ging es nach dem Frühstück zum Start der 2er Staffeln und danach zum letzten Bike-Check. Um ca. 13:00 Uhr ereilte uns die nächste und hoffentlich letzte Schreckensmeldung dieses Abenteuers: einer unserer Betreuer lag im Krankenhaus und konnte uns nicht auf unserer Reise unterstützen. Fieberhaft wurde in den darauffolgenden Stunden telefoniert um doch noch den Betreuerstab aufzustocken. IMG-20190814-WA0021Schließlich sprang; 10 Minuten vor dem Start, Thomas, Papa von Michael, in die Bresche um uns ein Durchkommen zu erleichtern – und im Nachhinein betrachtet wäre ein Durchkommen ohne ihn nur schwer möglich gewesen. An dieser Stelle noch einmal ein herzliches Danke an Thomas und Regina für die Spontanität!!! IMG_2135

Renntag 1, Mittwoch:

2019-08-RaceAroundAustria-_Canon_Canon EOS R_EF70-200mm f-2.8L IS II USM_201908148133Pünktlich um 18:10 ging das 4rer Team TSV Grizzley Trialize ins Race Around Austria. Wir formten zwei Zweierteams (Josef & Michael bzw. Kilian & ich), welche sich am Tag alle zwei Stunden bzw. in der Nacht all drei bis vier Stunden abwechselten. Innerhalb der Teams wurde zunächst tagsüber im Stunden-intervall und nachts im Zwei-Stunden-Intervall gewechselt. Im Verlauf des Rennens wurden diese Zeiten dann immer wieder individuell auf die Streckeneigenschaften und die Fahrerwünsche angepasst. Die letzten Stunden am Mittwoch verbrachten wir ausschließlich in Oberösterreich. Wir verbrachten die ersten Stunden im Rennen um uns mit der Navigation und der Taktik vertraut zu machen. Viele von uns wussten nicht wie hügelig es dort oben eigentlich ist!?!

Renntag 2, Donnerstag:

In der Nacht konnten wir die Grenze zu Niederösterreich überqueren. Im Laufe des Morgens passierten wir das Naturschutzgebiet an der Thaya. Ein wunderschönes Naturjuwel, jedoch völlig ausgestorben. 2019-08-RaceAroundAustria-_Sony_ILCE-7M3_E 28-75mm F2.8-2.8_201908157301971Weiter ging es entlang der Österreich-tschechischen und slowakischen Grenze ins flache und windige Burgenland. IMG-20190815-WA0006Das  kleinste Bundesland Österreichs, gemessen an der Anzahl der Einwohner, konnten wir bis in die Abendstunden hinter uns lassen.
Beim Halfway-Point in Halbenrain nutzen viele aus dem Team die Möglichkeit eine Dusche zu nehmen und eine Portion Nudeln zu essen bevor die zweite Nacht ansteht. Nicht mehr lange wird es dauern bis wir in die richtig schwierigen Passagen des Rennens kommen. Bis Mitternacht konnten wir auch die südsteirische Weinstraße hinter uns lassen.

Renntag 3, Freitag:

IMG-20190816-WA0034Kurz nach Mitternacht brausten wir Richtung Eibiswald wo der Anstieg über die Soboth auf uns wartete. Den gesamten Anstieg bis zum höchsten Punkt wurden wir von einem leichten Regen begleitet, welcher die Straße für die kommende Abfahrt ziemlich rutschig machte und wir extrem vorsichtig fahren mussten um nicht einen Unfall zu riskieren. Ein weiterer Wechsel in Lavamünd und danach in Feistritz an der Gail führte uns weiter in das Lesachtal. Hier konnten auf einem kurzen Teilstück alle Radfahrer in die Autos gepackt werden, da eine Straße weggerissen worden war und ein Fahren mit dem Rad nicht möglich war.2019-08-RaceAroundAustria-_Sony_ILCE-7M3_E 28-75mm F2.8-2.8_201908167302162
In Lienz wurde dann wieder gewechselt um „frische“ Kräfte für den Anstieg auf den Großglockner ins Spiel zu bringen. 2019-08-RaceAroundAustria-_Sony_ILCE-7M3_E 28-75mm F2.8-2.8_201908167302109Hier wurde dann in weniger als 10 Minuten Abständen gewechselt.    2019-08-RaceAroundAustria-_Sony_ILCE-7M3_E 28-75mm F2.8-2.8_201908167302062Oben angekommen wurde die Abfahrt von Michael und Josef in Angriff genommen. 2019-08-RaceAroundAustria-_Sony_ILCE-7M3_E 28-75mm F2.8-2.8_201908167302080An diesem Tag sollten wir noch bis nach Tirol kommen.2019-08-RaceAroundAustria-_Sony_ILCE-7M3_E 28-75mm F2.8-2.8_201908177302316

Renntag 4, Samstag:

Die frühen Nachstunden radelten wir in recht schnellem Tempo über die Silvretta Richtung Vorarlberg.  Zurück nach Tirol ging es über den Fernpass und weiter via Innsbruck nach Walchsee. IMG-20190818-WA0003Von dort aus über den Hochkönig zurück nach Salzburg und via Bischofshofen zurück nach St. Georgen wo wir das Ziel nach 3 Tagen 3 Stunden und 40 Minuten erreichen konnte.dav 2019-08-RaceAroundAustria-_Sony_ILCE-7M3_E 28-75mm F2.8-2.8_201908177302379

Zusammenfassend muss man sagen, dass wir als Team über uns hinausgewachsen sind. Keiner der Verantwortlichen traute uns zu, dass wir das Ziel erreichen würden, da unser Auftreten so chaotisch war. IMG-20190816-WA0019Das Team hat sich, obwohl wir uns eigentlich fast alle am Dienstag/Mittwoch das erste Mal gesehen haben, fantastisch verstanden und super zusammengearbeitet.
Alles Pech, das wir in der Vorbereitung, bis zum Start hin hatten wandelte sich im Rennen ein wenig zu einer Glückssträhne. Wir hatten auf 2200 Kilometern keinen einzigen Defekt. Innerhalb der Renntage hat es nur einmal für ca. zwei Stunden leicht genieselt und auch sonstige Wetterphänomene hielten sich im Hintergrund.

IMG-20190817-WA0024Ein riesiges Danke an ALLE die dabei waren und mitgewirkt haben, unseren beiden Damen fürs Mitfiebern und die Versorgung des Teams mit Essen, Süßigkeiten und ein paar frische Sachen zum Anziehen, den Betreuern fürs Fahren des Pace Cars und des Wohnmobils und fürs Navigieren auch wenn das Roadbook nicht immer einfach zu lesen war, und natürlich allen Fahrern, dass wir uns alle den Arsch oder die Oberschenkel aufgerissen haben um das Ziel zu erreichen.