Ein weiteres Rennen noch in diesem Jahr bevor ich in die Off-Season starte, meine zweite Langdistanz 2019. Da ich ja heuer, mit dem Ironman South Africa, schon im April mein erstes großes Highlight hatte, entschied ich, mich am Ende der Saison noch einmal über diese Distanz zu versuchen. Ungewöhnlicher Weise für einen Ironman fand das Rennen in Cervia am Samstag statt, dies hatte aber auch seinen Grund, denn am Sonntag fanden zwei weitere Rennen der Ironman 70.3 Italy und der Ironman 51.50 Italy statt. Das Einchecken wurde für die rund 3000 Athleten daher bereits am Freitagnachmittag angesetzt. Meine größten Bedenken am Vortag bzw. Vorabend waren, dass der erste Teil des Rennens, also das Schwimmen, verkürzt oder sogar ganz abgesagt werden könnte. Grund für meine Bedenken waren die sehr rauen Bedingungen in denen sich das Meer, sowohl am Donnerstag als auch Freitag, präsentierte. Es waren so hohe Wellen am Freitag, dass sogar das offizielle Einschwimmen abgesagt werden musste.
Am Samstag in der Früh ging es nach dem Frühstück direkt, durch die noch dunklen Gassen Cervia’s, in Richtung Wechselzone. Die letzten Vorbereitungen wie z.B.: Reifen aufpumpen, Schuhe am Rad befestigen etc. mussten noch erledigt werden bevor es an den Strand zum Schwimmstart ging. Ich war an diesem Morgen sehr gelassen und hatte eine sehr gute Laune, welche sich noch weiter verbessern sollte, als ich am Strand ankam und sah wie ruhig das Meer war. Somit war mit keiner Absage oder Verkürzung des Schwimmens zu rechnen und ich konnte meine Vorbereitungen weiter fortsetzten.
Um Punkt 07:30 erfolgte der Startschuss für die Profi Männer, um 07:35 folgten dann die Profi Damen und um 07:45 war es dann für die Altersklassen Athleten so weit. Der Start verlief, wie bei mittlerweile fast allen Rennen üblich, im Rolling-Start Verfahren. Das heißt sechs Athleten werden alle fünf Sekunden ins Wasser gelassen, wobei sich jeder Athlet selbst seiner Fähigkeit entsprechend selbst in die Gruppe, in der er startet, einteilen kann. Ich ging um 07:48 über die Zeitnehmungsmatte und startete somit relativ früh ins Rennen. Diese Entscheidung sollte sich als goldrichtig erweisen, denn ich konnte schnell mein Tempo finden, relativ ruhig schwimmen und hatte wenig Hindernisse (langsame/stehende Athleten). Obwohl ich mir schon manchmal die Frage stelle, mit welchen Ambitionen manche Athleten sich ganz vorne in der Startreihenfolge (< 60 Minuten) einordnen!?! Dieses Mal, bei meinem vierten Ironman, ist es mir erstmals gelungen die 3,8 Kilometer lange Schwimmstrecke unter einer Stunde (58 Minuten und 37 Sekunden) hinter mich zu bringen.
Nicht ganz so schnell, aufgrund der sehr langen Wechselzone, ging es durch die T1 und dann ab aufs Rad. Ich kam recht gut in den Rhythmus und konnte eine gute vierköpfige Radgruppe finden. Wir waren flott unterwegs, fuhren fair und hielten die geforderten Abstände ein, da keiner von uns eine Zeitstrafe riskieren wollte. Bis zum ersten Anstieg nach Bertinoro überholten wir einige Athleten und bemerkten erst danach, dass diese sich hinten einreihten. Bei zirka Kilometer 70 fiel uns auf, dass wir eine riesige Gruppe gebildet hatten, in der es plötzlich gar nicht mehr so einfach war nicht im Windschatten zu fahren. Wir versuchten mehrmals von der großen Gruppe wegzufahren (speziell bei den Labestationen), leider aber immer vergeblich. Ich entschied dann bei Kilometer 110, mich ans Ende der Gruppe fallen zu lassen, um wieder die geforderten 12,5 Meter Abstand einzuhalten. Irgendwann, bei zirka Kilometer 130, bin ich dann von der Gruppe abgerissen und die restlichen 50 Kilometer alleine fertig gefahren. Nach 4 Stunden 49 Minuten und 32 Sekunden konnte ich T2 erreichen – eine absolute Bestzeit für mich auf diese Distanz!
Der abschließende Marathon bestand aus vier, sehr verwinkelten, Runden durch die Innenstadt Cervia. Die ersten beiden Runden lief es noch ganz gut, doch dann wurde es zäh und die Pace wurde langsamer (in Richtung 5:00/km und teilweise drüber).
Ich versuchte mich dennoch bei Laune zu halten und spulte die restlichen beiden Runden herunter. Als ich dann in den Zielkanal abbog, freute ich mich so richtig, endlich einmal einen Ironman ohne gravierende Zwischenfälle absolviert zu haben.
Ohne einen konkreten Schimmer über meine Gesamtzeit zu haben (durch ein kleines Problem beim Schwimmen musste ich die gesamte Aktivität neustarten und hatte daher keine Gesamtzeit), konnte ich die letzten Meter mit einem breiten Grinsen genießen.
Im Ziel angelangt erfuhr ich dann von Melanie, dass ich mit einer Gesamtzeit von 09:25:03 gefinisht habe. Somit meine erste Langdistanz in Sub 10 Stunden und dann gleich in Sub 09:30.
Jetzt heißt es die verdiente Pause zu genießen um die Batterien wieder aufzuladen. In zirka vier Wochen geht es dann auch schon wieder weiter mit der Vorbereitung für die neue Saison.